| "lecker" - Gourmet-Unwort & Ronde Tabu
Der
Gute Vorsatz für das neue Jahr! „lecker“
– Gourmet-Unwort &Ronde-Tabu Zugegeben,
ich bin allergisch auf das Adjektiv „lecker“ – sehr subjektiv, ich geb’
es zu. Für ein köstliches Gericht, einen wohlschmeckenden, zum Essen passenden
Wein, ist es undifferenziert und banal. Wie wohl hat mir da Ende Oktober ein
schmaler Einspalter im Feuilleton der FAZ getan, der sich dieser Unsitte im
kulinarischen Sprachgebrauch annahm: „Wort und Kraut“ lautete die Überschrift.
Er begann (FAZ-gemäß) mit Adorno, dem solch ein unzivilisiertes Wort wohl
nicht über die Lippen gekommen wäre. Gehört es doch zu den Worten, die alles
andere in ihrem Bereich aggressiv verdrängen und damit alle nuancierten
Geschmacksurteile löschen. Was sich nämlich schnell verbreitet, verdrängt
auch Konkurrenten. Und da sind wir schon in der Natur und Biologie – beim
Unkraut! – Alles Feine und Zarte, das Kultivierte und Differenzierte braucht
Schutz vor Unkraut, das die Artenvielfalt vermindert. Was könnte
denn alles aufblühen, wenn das endemische „lecker“ aus dem Wortschatz
verbannt würde: wohlschmeckend, köstlich, delikat, deliziös, fein, pikant, würzig,
himmlisch, appetitlich, oder ein gestöhntes „ wie guuuut“. Aber
vielleicht ist ja gegen „Lafer!Licher!Lecker“ kein Kraut gewachsen. Wollen
wir uns wenigstens in der Ronde bemühen, dieses überquellende „Unwort“ aus
unserem Sprachgebrauch zu tilgen. (Jutta St.-F.)
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